Die Affäre Hempfling
 

 
               von Christiane Gohl
 Equitania 1993 - Ein bunt bebildertes Buch sorgt für eine Messesensation: Klaus Ferdinand Hempfling, in der Pferdeszene bislang weitgehend unbekannt und von undurchsichtigem Vorleben, begeistert die Massen mit einem angeblich von Grund auf neuen, gewaltfreien Konzept zum Umgang mit Pferden, gewürzt mit einer Prise kruder Spiritualität. Die Idee entfacht einen Flächenbrand. 
Zunächst wollen nur Freizeitreiter «mit Pferden tanzen», dann greift der Hype auch auf konventionelle Ställe über.
In Folge beginnt ein fast beispielloser Aufstieg vom Pferdetrainer zum «Superstar».
Die Presse spricht scherzhaft  vom «Guru»; Hempfling selbst wählt später die Bezeichnung «Pferdeschamane». Anscheinend gefällt er sich immer besser in der Rolle des «spirituellen Lehrers» für Mensch und Tier - und scheint schließlich endgültig darin aufgegangen zu sein. 
 Seit einiger Zeit warnen Sektenbeauftragte beider Amtskirchen vor  Hempfling und seiner Lehre. Frühere Anhänger fühlen sich betrogen und  ausgenutzt, angeblich wurden Familien zerstört und gewaltige Geldbeträge  veruntreut. über die Richtigkeit dieser Anschuldigungen werden Gerichte  entscheiden.Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Welche Mechanismen  bewirkten den Umschwung von Bewunderung zu Anbetung? Was muss ein Ausbilder  bieten, damit aus Reitschülern «Gläubige» werden? 
    Christiane Gohl verfolgte den Werdegang des «Gurus»: 
    GESCHICKTES SPIEL MIT DEN MEDIEN
    Ein Film, ein Buch, ein Auftritt, die einen bislang unbekannten  Künstler zum Star machen - solche märchenhaften Geschichten gehören eigentlich  mehr in die Glitzerwelt Hollywoods als ins Umfeld von Reken und Warendorf. Mit  Hempfling begegnet uns jedoch von Anfang an ein neuer Typ von Aufsteiger im  Pferdebereich. Während frühere Szene-Stars ihr reiterliches Können auf  Turnieren und Schauen unter Beweis stellten und dann mehr oder weniger von der  Fachpresse «entdeckt» wurden, gestaltete er seinen Aufstieg und sein Image  weitgehend selbst. 
    Dazu gehörte ein geschicktes Spiel mit den Medien. Hempfling wurde  nicht aufgebaut, sondern bot sich an. Und er kam von Anfang an als «Package»:  Der hochbegabte Selbstdarsteller lieferte nicht nur Artikel und später Bücher,  sondern auch ansprechende Bilder zu ihrer Illustration. Die Texte enthielten  nicht nur «Lehre», sondern «Mythos»; Sagen und Märchen verbanden sich mit  Inhalten zu einer Art «Gesamtkunstwerk», das nur wenige Medienvertreter kalt  ließ. Dazu bewies Hempfling Hartnäckigkeit. 
    Lehnte ein Fachblatt seine Artikel mit dem Hinweis auf mangelnde  Sachkenntnis ab, so druckte sie eben ein anderes, Das alles ging so lange gut,  wie sich die Inhalte der Texte weitgehend um fremde Länder und Sitten woben -  Hempfling prägte hier vor allem ein Spanienbild, das von der Realität zwar weit  entfernt ist, letztlich aber wenig Schaden anrichtete. Als es dann endlich um  Fachkenntnis in Sachen «Pferde» ging, hatte der «Guru» die Massen bereits  bezaubert. Kein Fachblatt wagte eine offene Demontage. Stattdessen versuchten  viele, auf den Zug «Hempfling» aufzuspringen: Sonst seriöse Zeitschriften baten  um Kolumnen und druckten die Texte ungeprüft - auch dann noch, als darin immer  mehr verfälschte Bibelzitate und andere religiöse «Quellentexte» auftauchten. 
    Erst als Hempfling 1999 dubiose Veranstaltungen mit  Voodoo-Priestern durchführte - Passenderweise Vertretern eines Stammes, der nie  mit Pferden zu tun hatte -, wurde dem größten Teil der Fachpresse die Sache zu  dumm. Die Berichte über Hempfling verstummten, sein Buch «Der Pferdeschamane»  wurde nicht mehr besprochen und analysiert. Der Hype um Hempfling begann  abzuflauen - aber der Mehrheit entging damit auch sein Umschwung vom «Pferdetrainer»  zum «Pferdepriester».
    EIN MANN MIT CHARISMA 
    Klaus Ferdinand Hempfling galt in der Pferdeszene stets als  «umstritten». Tatsächlich traf das jedoch nur auf die Basis zu. Die Fachwelt  witzelte stattdessen eher, der Mann habe «die Szene geeint ». Denn welche  Diskrepanzen man untereinander auch hatte: In der Einschätzung des  «Pferdeschamanen» trafen sich Hardliner bis Tierschutzbewegte. Wer immer  beruflich mit Pferden zu tun hatte und mit verschiedenen Reitweisen und  Bodenarbeitsmethoden vertraut war, identifizierte sehr schnell die  Versatzstücke, aus denen sich Hempflings Techniken zusammensetzten. 
    Umstritten waren hier nur die erwarteten Auswirkungen, die der  Hype um den «Pferdeschamanen» auf die gesamte Pferdewelt haben würde.  Optimisten hofften auf eine allgemeine öffnung für pferdefreundlichere  Ausbildungsmethoden und artgerechte Haltung; Pessimisten warnten vor einem  weiteren Umsichgreifen des «Reitminimalismus» - denn dass mit Hempflings Hilfe  niemand in den Sattel, geschweige denn zur klassischen Reitkunst käme, war  jedem Profi klar.
    Diskutiert wurden weiterhin die Ursachen der «Volksbewegung». Was  bot Hempfling, was andere nicht boten? Was ließ gerade ihn zum Superstar  aufrücken? Die Antwort war natürlich: Charisma. Kein Roberts und nicht einmal  ein Redford flüsterte so charmant und redegewandt wie der «Pferdeschamane ».  Keiner stoppte den Hengst mit so sexy Hüftschwung, keiner hielt dazu so  aufwühlende Reden. So waren es denn auch vor allem Frauen, die an Hempflings  Lippen hingen. Der «Pferdeschamane » verkörperte den «Traumprinzen » - gut  aussehend, der Gewaltlosigkeit verpflichtet und dennoch dominant, und immer ein  wunderschönes Pferd am Zügel. Dazu versprach er schnelle Erfolge mit Pferden  bei verhältnismäßig wenig Aufwand:
    Wer sich dem Pferd nur mit der richtigen «Ausstrahlung', und  «Energie" nähere, für den würde es alles tun - Piaffe und Passage auch  ohne die lästige, vorhergehende Gymnastisierung, ohne «Blut, Schweiß und  Tränen". Letztere flossen dann angeblich doch noch reichlich - zumindest  bei den Angehörigen der Selbsthilfegruppe von Hempfling- Aussteigern, die sich  vor kurzem in Augsburg formierte. 
    Etwa ein Dutzend von ihnen versucht inzwischen, die Erfahrungen  mit dem «Pferdeschamanen" mit psychologischer Hilfe aufzuarbeiten.  Letztendlich beließ es Hempfling nämlich nicht beim Bücherschreiben und Kursen  in «seiner" Ausbildungsmethode. Besonders, als sein Anhängerkreis langsam  zusammenschrumpfte, scharte er die verbliebenen «jünger>' umso enger um  sich, gewann seine krude Philosophie immer mehr Raum vor dem Umgang mit dem  Pferd. 
    «SCHULEN» UND «GEMEINSCHAFTEN» 
    «Er hat gesagt, dass er ein Volk gründen möchte und dass wir uns  quasi als Auserwählte sehen sollten...» So formuliert es Siegrid Kreile, eine  frühere Anhängerin, die dem «Guru» auf seine Finca in Spanien folgte. 
    Das Anwesen bei Girona sollte zunächst Hempflings «Akedah»-Schule  beherbergen, ein Reitinstitut, das zur Belustigung der Fachwelt nur  Totalanfänger aufnehmen und innerhalb von drei Monaten zum Lehrer nach  Hempfling ausbilden wollte. Vorerfahrungen mit Pferden hätten die  «Auserwählten» nur «verdorben». Später war, Aussteigern zufolge, ein Projekt  zur gemeinsamen, gänzlich autarken Lebensgestaltung geplant. 
    Dem sollte allerdings eine «Läuterung» der künftigen Teilhaber  vorausgehen: «Dann hat er mal gesagt, (...) wir wären noch nicht so weit, wir  müssten noch an unserer Persönlichkeit und an unserem Charakter arbeiten.» Letzteres  anscheinend mittels des bewährten Konzeptes von «ora et labora»: «Wir waren  jeden Tag auf der Finca und haben von früh bis spät gearbeitet. ... Er sagt  immer, wir hätten eine Aufgabe zu erfüllen, das ist der Wille des Himmels, wir  könnten nicht mehr zurück ...» 
    Dennoch wurde zunächst zumindest das Spanienprojekt gestoppt -  angeblich aus Angst vor der Steuerfahndung. Nach diversen Verwicklungen in  Deutschland - auch damit beschäftigen sich zurzeit die Gerichte - folgte  Hempfling seiner dänischen Ehefrau nach Faaburg in Dänemark. Dort ließ er das  Projekt «Akedah»-Schule wieder aufleben, diesmal erheblich professioneller. Der  Lehrplan des zweifelhaften Institutes liest sich wie der einer Universität. Innerhalb  von drei Jahren kann der Titel eines «Akedah- Horse- Therapist» erworben werden  - natürlich gegen horrende «Studiengebühren».
    »Hempfling setzt einen Mindestpreis von 15000 Euro an - der  allerdings nur erwiesenermaßen «Sozialschwachen» zugute kommen soll. Praktisch  verlangt die Schule eine ausführliche Selbstauskunft über die persönlichen und  familiären Vermögensverhältnisse, aus der sich dann der endgültige Preis  ergibt.
    Immerhin werden die Berufschancen als hervorragend angegeben.  Angeblich wartet die Welt - vom sozialen Bereich bis zur Managerschulung – nur  auf den Akedah-Absolventen. Auch was die Werbung für das Institut angeht, backt  Hempfling keineswegs kleine Brötchen. Die «Akedah PRAgentur » sucht derzeit  nach einem Lobbyisten, der KFH «als Künstler/Schriftsteller/ Pferdemann»  promotet. 
    Unter anderem träumt der Held von Zusammenarbeit mit Gregor Gysi  und Michel Friedmann, mit dem er sich über die bislang «ungeklärte Judenfrage»  auseinander setzen möchte. Kommentar überflüssig.
    SEKTE ODER WAS?
    Selbstverständlich dementiert KFH lauthals seine Funktion als  Sektengründer. Organisationen wie der Verein "Sekteninfo-Bayern"  sehen das allerdings anders. Ihrer Meinung nach zeigen Hempflings Gruppen und  Vereinsgründungen ganz klar Sektenmerkmale (Ein "Meister" im Besitz  der "Wahrheit", Kritik unerwünscht, Abgrenzung der Gruppe von der  restlichen Welt). Auch sonst trug Hempflings Philosophie von vorneherein pseudoreligiöse  Züge: Das Pferd als Mythos, als Symbol für Kraft und Güte, das dem Menschen  spiritueller Führer sein kann; der Hengst, der alles Leid der Welt auf sich  nimmt, um dem quälenden Menschen Spiegel zu sein, dazu die "globalen Tagesbotschaften  des Pferdeorakels ", die Hempfling bis 2001 im Internet veröffentlichte -  das alles erinnert schwer an alte Kulte, die das Pferd zum Gott erhöhten. 
    Zudem wählte der Guru ja auch selbst den Titel  "Schamane", also "Priester". Teilnehmer an seinen
                Projekten  berichten weiterhin von ausgesprochener Despotie ihres Führers, cholerischen  Ausbrüchen und Androhung von Konsequenzen, wenn jemand die Gruppe wieder  verließe. Auch dies typisch für Sektengründer. 
    Bleibt die Frage, wo die Pferde bei all dem blieben. Als ganz  normale, haferkauende Lebewesen scheinen sie im Umgang des "Schamanen" mit seinen Jüngern eine immer kleinere Rolle gespielt zu  haben. Der "Tanz mit Menschen " war auf die Dauer wohl doch  interessanter. 
    Sektenexperte Hubert Kohle fasst das mit den Worten zusammen: "Hempfling benutzt die "Schiene Pferd", um Menschen von sich  abhängig zu machen". Und so stehen die Vierbeiner wohl wieder mal auf der  Liste der "Ausgenutzten ". Denn ob man sie zum Sportgerät erniedrigt  oder zum "Gott" erhöht - Mittel zum Zweck bleiben sie allemal; und  die Priester der diversen "Pferdegötter" hatten selten Skrupel, ein  Tier zu opfern.
                
              Quelle:  www.sekteninfo.net
[ursprünglich: www.skandale-in-bayern.de (currently out of commission)] 
 
    Der Pferdeschamane: Tierliebe, Mystik und Macht
Pferdekunde und Pferdemystik: Die Vorgeschichte
  
Hansjörg Hemminger 
Klaus Ferdinand Hempfling, der sich selbst als Pferdeschamane bezeichnet, erregte die Aufmerksamkeit der Religions- und Sektenexperten erst nach 1998. Die Aufmerksamkeit der Pferdefreunde und Reitsportler hatte der gelernte Diplomingenieur (Jahrgang 1957) schon früher auf sich gezogen. Bei der Messe "Equitana" in Essen 1993 wurde sein Buch "Mit Pferden tanzen - Versammeltes Reiten am losen Zügel" vorgestellt und hatte großen Erfolg. Weitere Bücher erschienen 1995, 2000, 2001 und 2003 (1) . Seine Bücher sind Teil einer Bewegung, für die weltweit der amerikanische "Pferdeflüsterer" Monty Roberts zur Leitfigur wurde. Durch das gleichnamige Buch von Nicholas Evans (2) und den Film mit Robert Redford erreichte Monty Roberts gewaltlose, einfühlsame Methode des Umgangs mit Pferden eine enorme Popularität. Diese Popularität ist bis heute ungebrochen und hat viele Epigonen gefunden. Im Hintergrund stand und steht (neben einer Fortentwicklung von Methoden des Umgangs mit Pferden, die hier nicht bewertet werden soll) die Ökologiebewegung und ihre Sehnsucht nach einem Leben in Harmonie mit der Natur, aber auch die Esoterik-Bewegung mit ihrer Naturromantik und mystischen Spiritualität. Auf dem esoterischen Markt waren nach der Möwe Jonathan und den Delphinen die Pferde an der Reihe als tierische Realsymbole des spirituellen Bewusstseins. Im Herbst 2003 präsentierte die Zeitschrift Esotera zum Beispiel den indianischen "Pferdeflüsterer" GaWaNi Pony Boy und eine Textsammlung zum Thema "Kommunikation mit Tieren". Bei Esotera bedeutet dies vor allem die Kommunikation mit parapsychologischen Methoden, mit Hilfe von angeblichen PSI-Fähigkeiten bei Mensch und Tier (3). Klaus Ferdinand Hempfling steht dieser Sichtwiese ebenfalls nahe, obwohl Esotera ihn nicht einmal erwähnt - vermutlich aufgrund seiner weiteren Geschichte, die anschließend zu berichten sein wird. Wie Roberts vertritt Hempfling in seinen Büchern eine sanfte, verstehende Haltung den Pferden gegenüber, er spricht sich für Gewaltlosigkeit und einen respektvollen Umgang mit dem Tier aus. Dazu kommt bei ihm jedoch eine Verehrung des "mystischen Pferds" als Verbindung des Menschen zum Himmel und zu Gott. Hempfling nimmt im Vergleich zu Mounty Roberts damit die esoterischen Elemente deutlicher in seine Lehre auf und weitet sie von einer Methode zum Umgang mit Pferden zu einer Mystagogie (4) für das ganze Leben aus. Er versteht sich nicht nur als Lebenshelfer und Lebensberater, sondern auch als spiritueller Meister. So wurde er vom deutschen "Pferdeflüsterer" zum Pferdeschamanen, ein Titel, den er sich selbst zulegte:
"Der Pferdeschamane beschäftigt sich mit dem ‚Ursprung Pferd', also mit den Grundfragen nach dem Leben schlechthin. Das reale wie das mystische Pferd in seinem Schaffenszentrum - fasst Klaus Ferdinand Hempflings Lebensaspekte zusammen, integriert sie, betrachtet Kulturen global… Leben kann alles bedeuten - vor allem bedeutet es, sich Hindernissen zu stellen um zu wachsen, zu reifen. Das Auflösen von Hindernissen selbst kann dann schon Glück bedeuten - die Befreiung danach aber ist es erst recht. Pferde sind ein Synonym für das Wachsen, das Reifen, für Lebensglück durch aufgelöste Lebenshindernisse…" (5)
  Die Entwicklung Hempflings vom Pferdefachmann zum spirituellen Meister macht es notwendig, zwischen dem Pferdefachmann und dem Mystagogen zu unterscheiden. Ersterer muss von Fachleuten beurteilt werden (siehe zum Beispiel Christiane Gohl (6) und ihre Kollegin Christiane Slawik (7) in der Fachzeitschrift Pegasus). Das Thema dieses Textes ist nicht die Pferdekunde Klaus-Ferdinand Hempflings, auch nicht seine Vorstellungen von der Reitkunst. Das Thema dieses Textes ist die Frage, welche Wirkung die mystagogische Botschaft Hempflings und die von ihm beanspruchte priesterliche Rolle des Schamanen auf seine Anhängerschaft hatten, was in seinem Umfeld aus seiner Lehre gemacht wurde, und was er selbst aus den betroffenen Menschen machte. Denn Hempfling beließ es, wie gesagt, nicht bei seiner Rolle als Fachautor und Trainer, der Titel des Schamanen war für ihn mehr als ein Werbemittel. Er sammelte ab Mitte der neunziger Jahre seine engere Anhängerschaft in einer Gemeinschaft um sich. Im Jahr 2001 wurde nach verschiedenen Anläufen (ein Vorentwurf hieß DOOR e.V.) schließlich der Verein "Freunde des Pferdeschamanen e.V." gegründet, um der Gemeinschaft eine rechtliche Form zu geben. Die vorher und daneben aufgetauchten Organisationsformen und - namen sind unübersichtlich und es ist unklar, inwieweit sie lediglich Ideen und Pläne widerspiegelten, oder inwieweit es tatsächliche Aktivitäten gab: Akedah Netzwerk, Akedah international ApS, Akedah-Schule mit Membershipcard, Urquellenschüler, TAMMUZ-found, FOSLA (Forschungsgruppe Südliches Afrika), FPU (Freiheitliche Partei neuer Ursprung), PNU (Partei neuer Ursprung). Für die engere Anhängerschaft des Pferdeschamanen stand jedenfalls der Versuch im Vordergrund, einen gemeinsamen, alternativen Lebensstil zu finden. Auf einer Finca in der Provinz Girona in Spanien entstand bereits 1997 ein Reiterhof, die Akedah-Schule für Anfänger der Reitkunst. Dort sollten Anfängerinnen und Anfänger in drei Monaten in den Methoden des Pferdeschamanen ausgebildet werden. Der Hof wurde unter großem finanziellen und Arbeitsaufwand mit Hilfe der engeren Anhänger betrieben. Sie wandelte sich bald in eine alternative Lebensgemeinschaft um, in der man um den Mysterienlehrer Hempfling herum unabhängig von den Zwängen und Brüchen der Industriegesellschaft zusammen mit Tieren im Einklang mit Natur und Gott leben wollte. Vorbild war das Leben der Urmenschen, das sich Hempfling als eine Art goldenes Zeitalter vor dem Hereinbrechen der Zivilisation vorstellt:
"In dem… Buch ‚Der Pferdeschamane' wird deutlich, dass wirkliches Leben im Sinne der Urquellen niemals eines ist, das den eigenen, guten oder schlechten Wünschen folgt. Das wahre Leben der Urmenschen führte diese zu ihrer Erfüllung, weil sie sich in allem nur denkbaren nach dem Willen und Wollen des Himmels richteten. Die Pferde sind das stärkste, existente Symbol dieses Erkennens… Wenn wir Frieden suchen, dann den des Himmels. Und dem gehen zumeist erbitterte Kämpfe voraus - nämlich die mit uns selbst. Und die sind absolut sinnlos, so sehr wir uns auch bemühen, enden sie nicht mit einem Sieg. Und dieser Sieg ist das Durchbrechen, das Durchbrechen in ein Verstehen und Sein hinein, mit dem sich dann auch die Pferde identifizieren können. In diesem Sinne wünsche ich mir siegende Menschen um mich herum. Nach solchen Früchten halte ich Ausschau. Wo also sind starke Menschen und solche, die es werden können? Mit welchen Menschen kann ich in diesem tiefen Sinne von Sieg zu Sieg schreiten?" (8) 
  Hier klingt nicht nur der für die Esoterik-Bewegung typische Wunsch nach spirituellen Erlebnissen an, es geht um mehr: um Reinigung des innersten Wesens, um Verwandlung des Selbst, um Neuwerdung. Und der Pferdeschamane war der, dem man sich anvertraute, um in eine mystische Urzeit einzutauchen und um dort zum Neuen Menschen zu werden. 
Alternatives Leben, Aggressivität und Geld: Die Konfliktgeschichte
  
Hansjörg Hemminger 
Die religiöse Überhöhung der eigenen Rolle und der Anspruch als Lebenshelfer wurden in der Praxis des Akedah-Dorfes immer problematischer. Hempfling gebärdete sich nicht nur als Mystagoge, der einen tieferen Einblick in die göttlichen oder kosmischen Mysterien hat als seine Anhänger, sondern immer mehr als spirituelle Autorität mit dem Ziel, das Leben anderer zu ordnen und ihnen aufgrund seiner besonderen Kräfte den Weg zur spirituellen Fortentwicklung zu weisen. Dazu sollten die Anhängerinnen und Anhänger sich seinem Urteil über ihre Person unterwerfen und seine Anleitung akzeptieren. Der Meister sollte bestimmen, wer wie weit fortgeschritten war und was er zu tun hatte. Aus einem Erfahrungsbericht:
"Wir waren ca. 10 Leute, die zu ihm nach Spanien auf seine Finca gingen. Dort erlebte ich ihn jähzornig und cholerisch. Er schrie mich und die anderen wegen der geringsten Kleinigkeit, die ihm nicht passte, an und machte mich und die anderen, oft vor versammelter Mannschaft, psychisch völlig fertig. Ich habe miterlebt, wie er mich und die anderen immer wieder um Geld anging. Die anderen sagten mir, dass sie Hempfling schon bald ihr ganzes Vermögen gegeben hatten. Von Frau… weiß ich, dass sie nur unter der Bedingung nach Spanien kommen durfte, wenn sie sich von ihrem damaligen Lebensgefährten trennte. Das gleiche hat Herr Hempfling von mir verlangt…" (9)
  Die Aggressivität Hempflings wird durch mehrere unabhängige Berichte aus seinem Umfeld belegt. Dadurch entfremdete er einen Teil seiner Anhängerschaft wieder von sich und seinen Ideen. Daneben kam es auch um die Geldmittel zum Streit, die Anhängerinnen und Anhänger eingebracht hatten. Um die Akedah-Schule und die so genannte Dorfgemeinschaft herum bildeten sich die typischen Konflikte aus, die in radikalen religiösen und ideologischen Gruppen entstehen. Es fand sich eine Gruppe von Aussteigerinnen und Aussteigern sowie von geschädigten Angehörigen zusammen, die im Streit mit dem Pferdeschamanen und seinen Getreuen gegenseitige Hilfe und Unterstützung suchen. Sie gingen vor allem durch Internet-Publikationen und durch Interviews in Zeitschriften an die Öffentlichkeit, um vor den Aktivitäten des Pferdeschamanen zu warnen. Um das von Anhängern investierte Geld und andere Streitfragen wurden Prozesse geführt, die zum Teil noch anhängig sind. Hempfling strengte umgekehrt äußerungsrechtliche Prozesse gegen die Publikationen der Aussteiger-Gruppe an, um die öffentliche Kritik zum Schweigen zu bringen. Trotz einiger rechtlicher Erfolge ließ sich die Kritik aber nicht aus der Welt schaffen; sie erreichte im Gegenteil auch die Pferdeexperten (10). 
Im Jahr 2000 wurde die Finca in Spanien aus nicht sicher zu erfahrenden Gründen aufgegeben. Ein Teil der Akedah-Gruppe siedelte sich vorübergehend in Fischach-Aretsried nahe Augsburg an, wo es zu weiteren Konflikten kam, die Rechtsstreitigkeiten zur Folge hatten. Hempfling selbst zog mit seiner dänischen Ehefrau nach Faaburg in Dänemark. Die Gruppe in Aretsried verzog ebenfalls nach Norden, so dass sich die Aktivitäten des Pferdeschamanen inzwischen (neben der Buchproduktion) dort konzentrieren. In Faaburg wurde auch die Akedah-Schule erneut eröffnet, dort kann in drei Jahren intensiver Ausbildung (zumindest nach dem im Internet publizierten Lehrplan zu schließen) der Titel eines Akedah-Pferdetherapisten erworben werden. Dass dieses Zertifikat, das mindestens 15 000 Euro kosten soll, keinerlei standesrechtliche Anerkennung in Deutschland oder anderswo mit sich bringt, versteht sich von selbst. Welche Realität hinter der Ankündigung im Internet steht, ist bisher ebenfalls nicht bekannt, da keine neuen Erfahrungsberichte vorliegen. Die oben genannten Konflikte entstanden in der Zeit der Finca in Spanien und der Ansiedlung in Fischach. Ob der Versuch, eine alternative Lebensform zu begründen, von Hempfling weiter verfolgt wird oder nicht, bleibt abzuwarten. Der folgende Abschnitt beschreibt die Erfahrungen des Diplompsychologen Dieter Rohmann mit einem Mitglied der Akedah Organisation und bietet durch zahlreiche Zitate aus Mitschriften ehemaliger Anhänger einen Einblick in die Denk- und Erlebensweise der Gruppe, die in Spanien um den Pferdeschamanen versammelt war. 
Von einem der auszog, die Ordnung ins Chaos zu bringen
  
Dieter Rohmann 
"...und jeder König möge die Minister entlassen, die ihm nicht widersprechen." (Konfuzius). Obiges Zitat gab ich im Juli 2002, nach 2-stündigem Gespräch, einem engen Mitarbeiter von Klaus Ferdinand Hempfling mit, verbunden mit der Bitte, diesen Gedanken an ihn weiterzugeben. Ob er es getan hat, weiß ich nicht. Der Mitarbeiter wollte mich während unseres 2-stündigen Gesprächs davon in Kenntnis setzen, dass Hempfling ein besonderer Mensch, mit besonderen Fähigkeiten, mit Macht und einer besonderen Mission sei. Auf meine Frage, wer Hempfling eigentlich korrigiere und ob überhaupt ein Korrektiv zur Verfügung stehen würde, wusste er lange keine Antwort. Auf mein erneutes Nachfragen hin bemerkte er, dass seine Korrektiv vielleicht die Pferde sein könnten. Auf meine Frage, was Hempfling eigentlich tun müsste, bis er ihm Einhalt gebieten bzw. Stopp sagen würde, kam gar keine Antwort. Durch diese Begegnung wurden mir frühere Informationen zu Klaus Ferdinand Hempfling und dessen Akedah Vision bzw. -organisation hinsichtlich Schwarz-Weiß- und magischen Denkens, Elitebewusstseins, eines Wahrheitsmonopols, einer Endzeitvision, des Machtanspruchs, des Führungsstils, der Gruppenkohäsion, angenommener (11) Kultidentität, Milieukontrolle, des Hierarchieaufbaus und möglicher systematischer Manipulation erneut bestätigt. In der Folgezeit bat ich ehemalige Akedah-Mitglieder und Mitarbeiter von Hempfling, die
  Checkliste für unbekannte Gruppen (12) bzw. die
  Psychologischen Kriterien zur Beurteilung von Destruktiven Gruppierungen (13)
  zu lesen und abzuwägen, welche der dort aufgelisteten Kriterien auf den Pferdeschamanen und dessen Organisation zutreffen würden. Mein Erstaunen war groß, als ich die Ergebnisse zurückbekam. Von den 17 Kriterien der Checkliste trafen nach Aussagen der Ehemaligen im Durchschnitt 12 Kriterien eindeutig zu. Erschreckend viele, wenn man am Ende der Checkliste liest, dass man schon bei einem einzigen "Ja" vorsichtig sein sollte. Im Folgenden möchte ich Auszüge aus Mitschriften/Protokollen von verschiedenen Seminaren bzw. sogenannten Akedah -Treffen unter der Leitung von Hempfling wiedergeben, die mir in handschriftlicher Form vorliegen. Bilden Sie sich ihr eigenes Urteil: 
Klaus erfasst den Kern der Dinge in kürzester Zeit. Er schafft eine Ordnung, die mit dem Wesen der Leute und der Situation etwas zu tun haben. Diese Ordnung kann dann gehalten werden. 
  Klaus hat eine Distanz zu den Dingen, die uns abgeht - und damit eine Klarheit, die uns fehlt. 
  Das größte Problem von Klaus ist die menschliche Schwäche, die ihn umgibt. Das passiert, weil man seine Macht will und daran teilnehmen will. 
  Klaus als Medium der Quellen. Im Seelischen, Verstand, Kraft in allen Ressourcen für dieses Wirken nutzen. Sich abhängig machen von der Führung. Das muss Realität werden. Sich zur Verfügung stellen, in dieses autoritäre System. Respekt Klaus gegenüber. 
  Lehre, Schule,...Verpflichtung dieses historische Geschenk mit Klaus tragen. Alles andere ist das Licht unter den Scheffel stellen, das ist Frevel. 
  Der Ursprung sagt, freue Dich und sei stark. Klaus sagt, er verweist dabei nicht auf sich, sondern auf den Himmel, auf die Urquelle, auf den Herrn. 
  Geistige Nahrung (von Klaus) wird in der Gruppe zusammengefasst. Zu Verfügung stellen von geistigen Speisen. Das höchste irdische muss geopfert werden. Kain muss Abel aufnehmen. Anbindung (Mosespyramide) an den Himmel. 
  Es gibt entweder: Ich führe oder ich werde geführt. Dazwischen gibt es nichts. Über das Pferd kann man nicht führen lernen, sondern die Frage muss grundsätzlich gestellt werden. Es ist die zentralste Frage des Lebens überhaupt. Das freieste Pferd ist das, was sich am leichtesten führen lässt. 
  Wir machen nichts, um damit Geld zu verdienen, sondern wir machen es und verdienen nebenbei noch damit Geld. Klaus bekommt immer jeweils einen Teil der Einnahmen. Er zockt ab, weil das Ganze ja bezahlt werden muss. Aber mit Tieren (Tierhaltung) und mit Kindern (Schule) wird kein Geld verdient. 
  Renitenz kommt, weil das eigene Ego kämpft, um seinen Eigensinn nicht zu verlieren. Wenn Klaus etwas sagt, dann müssen wir es tun, sich führen lassen. Auch wenn die Energien des materiellen Körpers sich sträuben mein Leben lang. 
  Wir müssen die Dinge tragen und aushalten. Sie müssen gebremst werden, wie Wellen , die gebrochen werden bevor sie auf Klaus treffen. Wir müssen einen Damm bauen. Wir müssen die Verantwortung für alles, ökonomisch usw. übernehmen. Es ist unsere Aufgabe, Klaus vor den Energien der Welt zu schützen. Wir müssen dafür sorgen, dass Klaus in Ruhe gelassen wird und sein Ding machen kann. 
  Ein Vertrag mit dem Himmel. Wir stehen vor einer Prüfung. Der Klaus ist der Nachhilfelehrer. Seine Anforderung ist immer die Entscheidung über Leben und Tod. 
  Unsere Seele sehnt sich nach einem Schüler-Lehrer-Verhältnis im Sinne von Vater und Sohn. 
  In diesem Augenblick habe ich die Aufgabe Sohn zu sein und auf den Vater zu hören. 
  An Gott glauben heißt, an das geführte Erkennen glauben. Und man kann nicht zurück, wenn man einmal dem Glauben abgeschworen hat. Kein Weg zurück nach Ägypten. Achtet auf die, die uns verlassen haben. Sie werden verrückt werden. 
  Wir müssen ein Volk bilden. Raus aus der Verstrickung der Nationen. Neuanfang in allem. Es muss ein Sammeln sein, keine Abgrenzung. Ein Anfang auf Grundlagen des Lebens. Ein Volk (Akedah) deutscher, dänischer....Nationen. Eigenes Schulrecht, eigenes Gesetz, eigenes Land. 
  Wehe dem der weiß aber nicht tut. Die Reinheit bewahren und das so Große nicht vermischen mit der westlich, dekadenten Welt. 
  Die Urquelle ist nicht expansiv, will nicht missionieren, will nicht überzeugen, sondern du musst dich selbst überzeugen. Jeder muss lernen, zu innerer Stärke, Präsenz und zur Sensibilität zu kommen. Wichtig dabei ist Kraft, Ernsthaftigkeit, und Glaube - sowie das Wissen geführt zu sein. 
  Die Bibel/I-Ging ist der erste Schlüssel. Der zweite Schlüssel ist die Auslegung in der Zeit. 
  Nicht gegen die Schöpfungskonzeption arbeiten. Diese Instanz bricht Dir das Genick. 
  Wer als Mensch nicht an seine Probleme herangeht - sagt die Urquelle - ist ein entarteter Mensch. Ein entarteter Mensch ist das Gegenteil eines Urquellen Menschen. Die Entartung geht jetzt mittlerweile monatlich voran. In unserer Welt findet eine fortgeschrittene Degeneration statt. 
  Die Frau kommt fertig auf die Welt. Der Mann muss zweimal geboren werden. Er muss durch die Initiation neu geboren werden. Initiation ist ein permanenter Prozess. 
  Eintauchen in die Urreligiosität. Wenn David anfängt das Volk zu zählen, also wieder ins Messbare, ins Materielle geht, dann kommt die Pest. Die Strafen sind entsetzlich. 
  Die Seele darf sich nicht ablösen, nicht Esoterik. Alles gehört ernst genommen. Wir müssen auf die Propheten (Vermittler) hören. Was bedeutet das für mich: Gerufen zu werden. 
  Ich muss nach Führung bzw. Aufgaben suchen. Dadurch finde ich Ruhe und Nähe. Aber um mich sammelt man sich auch. Wobei ich prüfen muss, mit wem ich zusammen bin, denn ich habe die falschen Menschen um mich. 
  Wenn du diesen Weg anfängst, dann musst du ihn auch gehen. Das Joch annehmen. In dem Augenblick, in dem ich das Joch annehme, bin ich der freieste Mensch. 
  Wenn ich diesen Weg gehe, dann kann ich nicht mehr so sein wie vorher. Mein Leben wird dann komplett anders. 
  Je näher ich der Wahrheit komme, desto heftiger wird der Widerstand von außen. 
  Wir leben in einer Welt der Zersplitterung, des multidimensionalen Chaos, des Endzeitalters. 
  Vom Chaos zur Harmonie - zur Ordnung. Führen und geführt werden. 
  Empfohlene Vorgehensweise bei der Lösung von persönlichen Problemen mit Klaus: Zehn Möglichkeiten erarbeiten, drei auswählen, eine favorisieren! 
  Ob auf diesem Wege die Ordnung in ein Chaos zu bringen ist, wage ich nicht zu beurteilen. Aber anfragen möchte ich zum Schluss doch, von welchem Chaos und vor allem von welcher und von wessen Ordnung hier eigentlich die Rede ist? 
Spiritualität für Zivilisationsmüde: Zur Beurteilung des Pferdeschamanen
  
Hansjörg Hemminger 
Die Vision vom alternativen Leben, die Hempfling im Akedah-Dorf verwirklichen wollte, gehört zu einem Typus, den es in der europäischen Moderne seit langem gibt. In ihm mischt sich die negative Daseinsanalyse, die zum Wesen der Religion gehört, mit der Zivilisationsmüdigkeit des Menschen der Neuzeit. Dass das menschliche Leben leidvoll und bruchstückhaft ist, gehört zur Urerfahrung aller Religionen. Auf die Heilung des Lebens, auf Neuwerdung, Verwandlung, auf einen Weg über die empirische Wirklichkeit hinaus in Über- und Unterwelten, auf einen Weg zum Heil hoffen alle Religionen. Von daher schlägt die Vision des Pferdeschamanen vertraute religiöse Töne an. Nicht überraschend schöpft er, was die Einzelheiten seiner Lehre angeht, aus der ihm bekannten biblischen Tradition und aus zahlreichen bruchstückhaften esoterischen Quellen, allerdings auf eine krude und krause Weise. Doch das ist nur die eine Seite seiner Vision. Auf der anderen Seite rührt er an das verbreitete Unbehagen am Leben in der technisch und wirtschaftlich durchorganisierten Massengesellschaft der Gegenwart. Die Entfremdung des Lebens von der Natur wird als Entfremdung vom eigenen Selbst erlebt. Das Menschliche bleibt mit dem Natürlichen auf der Strecke, so dass die Heilung scheinbar in einem "Zurück zur Natur" liegt. Dieser Ruf ist in Europa spätestens seit der Romantik immer wieder zu vernehmen und er hat seine unbestreitbare Berechtigung in den Zwängen und Bedrohungen des modernen Lebensstils. Allerdings wird diese Sehnsucht immer dann problematisch, wenn sich das "zurück zur Natur" vom Wunsch nach einem harmonischen Verhältnis zu den natürlichen Ressourcen des Lebens zu einer sozialen Vorzeit- und Stammesromantik erweitert. Dieser Schritt liegt nahe: Die Natursehnsucht verbindet sich dann mit dem Wunsch nach einer heilen menschlichen Gemeinschaft, in die der Egoismus des vereinzelten Individuums wieder in ungebrochenen Gemeinsinn mündet, in der Beziehungen nicht verletzend, sondern heilend wirken, in der innerer und äußerer Friede zusammen kommen. Weniger nahe liegt es vielleicht, den utopischen Stamm mit einem edlen und weisen Häuptling oder Priester zu versehen, der die Verantwortung für die gute Ordnung des Lebens übernimmt, der den Mitgliedern aber auch die Verantwortung für sich selbst abnimmt. Ob nahe liegend oder nicht - diese Rolle schrieb der Pferdeschamane sich in der Akedah-Gemeinschaft in Spanien zu. 
Dass man von der Faszination des Pferdes und des Reitens aus zu einer größeren Natursehnsucht, und von dort aus zu der sozialen Utopie einer mit Himmel und Erde gleichermaßen in Frieden lebenden Dorfgemeinschaft kommen kann, ist nachvollziehbar. So leicht es möglich wäre, eine Liste mehr oder weniger gescheiterter Alternativprojekte dieser Art zu liefern, vom Monte Verita bis zu den christlichen Bruderhöfen, so beckmesserisch wäre eine solche Kritik. Dass die Stammesgesellschaft, dass die menschliche Vor- und Urzeit in solchen Visionen romantisch verzerrt wird, trifft zwar zu, entwertet die Sehnsüchte moderner Menschen aber nicht. Archaische Völker leben und lebten in der Tat nicht ohne soziale Spannungen und ohne eine klare Wahrnehmung der Bedrohtheit und Gebrochenheit des Daseins. Der Mythos vom Edlen Wilden ist eine Wunschvorstellung zivilisierter Europäer. Alle Erfahrungen mit alternativen kommunitären Projekten zeigen, dass menschliche Probleme in ihnen nicht verschwinden, sondern wegen der sozialen Nähe der Mitglieder besonders sorgfältig bearbeitet werden müssen. Die Verteilung von Macht ist in solchen Gemeinschaften immer ein Problem, und Machtmissbrauch ist nicht selten. Von daher ist kritisch anzumerken, dass Klaus Ferdinand Hempfling sich in einem solchen heiklen und von vornherein kaum erfolgsfähigen Projekt eine Führungsrolle anmaßte, ohne dass dafür eine Qualifikation oder auch nur ein Problembewusstsein erkennbar gewesen wäre. Im Gegenteil sprechen alle Aussteiger-Berichte dafür, dass zwischen dem Führungsanspruch des Pferdeschamanen und seinen persönlichen Eigenschaften eine Kluft bestand. Wutausbrüche und finanzielle Ansprüche an die Gemeinschaft zeugen nicht von Führungsqualitäten, sondern von Egozentrik und Hilflosigkeit, die durch autoritäres Gehabe überspielt wurde. Von daher waren die Konflikte vermutlich vorprogrammiert, in die sich Hempfling und seine Gefolgsleute mehr oder weniger blind verrannten. Er wählte - soweit im Nachhinein erkennbar - den für sich und andere schlechtesten Weg, um mit den Krisen umzugehen. Er stilisierte sich mit Hilfe seiner charismatischen Kunst der Selbstdarstellung und mit Hilfe seines angelesenen religiösen Halbwissens zur unbefragbaren spirituellen Autorität hoch, bis er seiner Anhängerschaft nachgerade als ein Mittler zwischen Himmel und Erde erschien. Er bedachte dabei nicht, dass er als angeblicher religiöser Mittler mit den tiefsten Ängsten und Sehnsüchten von Menschen zu tun bekam. Spirituelle Hoffnungen reichen bis in die Tiefen der Seele hinab, und die Suche nach dem Heil verlangt dem Menschen alles ab. Wer die Sehnsucht zu einem Ziel führen kann, wird bewundert und verehrt. Wer die Sehnsucht enttäuscht und den Sucher irreführt, wird verstoßen und gehasst. Es ist gefährlich, die tiefsten Ängste und Hoffnungen anderer Menschen zu manipulieren, gefährlich für die Manipulierten und für den angeblichen Meister. Daher machen alle historischen Religionen die Hürden hoch und den Weg weit, bis jemand eine solche Macht über andere zugestanden wird. Dass der Pferdeschamane sich selbst zum Mystagogen und Lebensmeister ernannte, erklärt zum Teil, warum er in dieser Rolle nicht viel zu bieten hatte, Dass ihm die Meisterrolle darüber hinaus zur Erfüllung eigener Wünsche diente, lässt sich an den obigen Erfahrungsbruchstücken aus Seminaren und Besprechungen ablesen. Hempfling meinte, man könne den edlen Häuptling und den großen Schamanen aus der fiktiven Welt der Medien in den Alltag einer Reitschule verpflanzen, man könne Dichtung zu Wahrheit werden lassen. Man kann es nicht. 
Autoren: 
Dr. Hansjörg Hemminger
  www.gemeindedienst.info/weltanschauung
  Dipl.-Psych. Dieter Rohmann
  www.kulte.de
Fußnoten:
1:
  Klaus-Ferdinand Hempfling: Mit Pferden tanzen - versammeltes Reiten am losen Zügel, Stuttgart 1993,
  dsb.: Die Botschaft der Pferde, München 1998 (Stuttgart 1995), 
  dsb.: Der Pferdeschamane - Erfülltheit leben - Erfüllung schenken, Saarbrücken 2000,
  dsb.: Frau und Pferd - Tanzen zwischen den Welten, München 2001,
  dsb.: Wenn sich Pferde offenbaren, Stuttgart 2003 
2:
  Monty Roberts distanzierte sich wegen einiger dramatischer Elemente von dem Buch, obwohl es auf seinen Methoden und Erfahrungen beruht. Er veröffentlichte später eine eigene Biographie.
3:
  Esotera 6 2003 S.68-77 
4:
  Mystagogie oder Mystagogik: Lehre von mystischen, übersinnlichen Erfahrungen und dem Weg, diese zu erreichen und zu deuten
5:
  aus einer Werbung des "Vereins der Freunde des Pferdeschamanen" (Fischach, Schwaben) für dreitägige Kurse zum Preis von 980 Euro von 2001
6:
  Christiane Gohl: Vom "Guru" zur Gefahr - die Affäre Hempfling, Pegasus 6/03 S.18
7:
  Christiane Slawik: Hempflings Charakterstudien, Pegasus 6/03 14-17
8:
  aus einer Werbung für einen Kurs "Leben im Ur-Wald - zehn Tage mit dem Pferdeschamanen in Spanien" aus dem Jahr 2000 für 1950 DM inkl. Unterkunft in Zelten und Verpflegung
9:
  Handschriftlicher Erfahrungsbericht liegt dem Autor vor
10:
  S. den zitierten Artikel von Christiane Gohl in Pegasus 2003
11:
  Die Bezeichnung "Kult" bezieht sich nach Kramer & Alstad auf "Gruppen mit einer autoritären Struktur, in denen die Macht des Führers oder der Führerin nicht durch (heilige) Schriften, Traditionen oder eine andere `höhere´ Autorität beschnitten wird. Der Führer (der gewöhnlich auch der Gründer ist) ist nicht nur Interpret, sondern auch Schöpfer der Wahrheit und kann daher frei bestimmen, was er für richtig hält..."
  (Kramer, J.& Alstad, D.: Die Guru Papers - Masken der Macht. Frankfurt 1995). 
12:
  Sekten versprechen viel - Information und Beratung zur Weltanschauungsszene.
  Hrsg. Ev. Beratungsstelle Neue Religiöse Bewegungen, 2. Auflage 9/2001, München. Nachzulesen unter
  www.ebi-sachsen.de/sekten/ checkliste.html 
13:
  Was eine alternativ - spirituelle Gruppe zum problematischen Kult macht.
  Hrsg. Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V., Arbeitskreis Psychomarkt und Religion, Bonn. Nachzulesen unter
  homepages.compuserve.de/geraldkluge/wasistsekte.htm 
www.gemeindedienst.de
                
              

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